Wer hierzulande mit dem Fernbus fährt, darf sich über hohen Reisekomfort freuen: Bequeme Sitze, Quick-Check-In über QR-Codes und ausreichend Steckdosen gehören zu den Standards der großen deutschen Fernbus-Anbieter. Das wohl wichtigste Service-Feature ist allerdings das kostenlose WLAN, das in den meisten Fernbussen angeboten wird. Kurz E-Mails checken, twittern oder einen Blick auf die Facebook-Pinnwand werfen ist dabei kein Problem. Doch wie kommt das WLAN in den Fernbus und weshalb ist das eine oder andere Funkloch kaum zu vermeiden?
Surfen im Fernbus: WLAN über mobiles Internet
Beim WLAN im Fernbus handelt es sich nicht um eigentliches WLAN, wie man es von zuhause kennt. Das Internet kommt nicht aus der Telefonbuchse, sondern wird über Mobilfunkboxen gesammelt und über Router verteilt. Bewegt sich der Fernbus, verbindet sich die im Fahrzeug verbaute Box jeweils mit dem nächstgelegenen Mobilfunkmasten und gibt das Signal dann über WLAN-Router an die Reisenden weiter. Diese müssen während der Fahrt lediglich das WLAN auf ihrem mobilen Endgerät aktivieren und den Browser öffnen. In der Regel erscheint automatisch die Login-Seite, auf der die Nutzungsbedingungen zu finden sind. Werden diese akzeptiert, kann das Surfen beginnen.
Offline-Inhalte sorgen für durchgehende Unterhaltung
Das Problem, das sich daraus zwangsläufig ergibt, bemerken die meisten Reisenden erst auf der Autobahn, denn nicht immer und überall ist ein Mobilfunkmasten in der Nähe. Fährt der Fernbus also durch ein Funkloch, bricht das Internet im Bus ab. Ein weiteres Problem, an dessen Lösung die Fernbus-Anbieter aktuell arbeiten, ist die begrenzte Kapazität. Das WLAN kommt über den Mobilfunk und ist daher stark eingeschränkt. Surfen zu viele Fahrgäste gleichzeitig, reduziert sich die Surfgeschwindigkeit. Setzt ein Anbieter beispielsweise auf einen UMTS-Router können nur acht Reisende gleichzeitig mit einer Höchstgeschwindigkeit von 7,2 Mbit/s surfen. Die Fernbus-Anbieter nutzen daher entweder mehrere UMTS-Boxen pro Fahrzeug oder leistungsfähigere LTE-Router. Auch diese sind allerdings keine Garantie für durchgängig funktionierendes Internet. Während einfaches Surfen häufig kein Problem darstellt, eignet sich das WLAN im Fernbus weniger für das Streamen von Serien oder Videos. Wie Reisende dies umgehen können, ist auf die Offline-Angebote der gängigen Streamingportale zurückzugreifen: Bei Spotify kann man sich beispielsweise eine Reise-Playlist im Offline-Modus sichern und auch Serienanbieter wie Watchever oder Amazon Prime ermöglichen es, ausgewählte Inhalte zuvor herunterzuladen und ganz einfach ohne Internetverbindung abzurufen.
WLAN im ICE: Bahn setzt auf Multiprovider-Technik
Während funktionstüchtiges, kostenloses Internet im ICE lange Zeit nicht zu den Prioritäten der Bahn zählte, wurden im Rahmen der letzten Serviceoffensive 100 Millionen Euro in die Optimierung des mobilen Netzes gesteckt. Die Deutsche Bahn kooperiert dabei mit der schwedischen Firma Icomera, dem Weltmarktführer im Bereich Internet in Zügen. Der Trick des stabilen WLANs ist, dass Icomera nicht auf ausgewählte Netzbetreiber setzt, sondern die Angebote aller entlang der Bahnstrecke verfügbaren Mobilfunknetze intelligent bündelt. Dies soll zu einem höheren Datenvolumen führen und Ausfällen vorbeugen. Der Multiprovider-Betrieb befindet sich aktuell in einer Testphase, könnte aber bereits Ende des Jahres in allen ICEs – inklusive der 2. Klasse – verfügbar sein. Parallel wird allerdings auch die sogenannte „Fair Use Policy“ getestet, die das Internet gleichmäßig an alle Reisende verteilen soll. Genaue Details, nach welchen Kriterien die Verteilung erfolgt, sind aktuell noch nicht bekannt.
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