Vertreter der Bahn sprechen sich schon lange für die Einführung einer Maut für Fernbusse aus und nun ziehen zahlreiche Politiker nach. Im Oktober wird die Infrastrukturabgabe für LKW ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht eingeführt und auch eine PKW-Maut ist in Planung – damit wäre der Fernbus das letzte Verkehrsmittel auf deutschen Straßen, welches keine Maut zahlen müsste. Eine Umfrage der Süddeutschen Zeitung ergab, dass die meisten Politiker eine Fernbus-Maut befürworten. Lediglich Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lehnt eine Fernbus-Maut vehement ab und dementiert jegliche Pläne zur Einführung der Abgabe. Bis zu den nächsten Bundestagswahlen im Herbst 2017 soll sich daran auch nichts ändern.
Die befragten Politiker, die unterschiedlichen Parteien angehören, sehen keinen Sinn darin, dass der Fernbus schon bald das einzige Verkehrsmittel ohne Maut sein könnte. Auch die Deutsche Bahn muss Trassengebühren zahlen und somit selbst für die Abnutzung ihrer Infrastruktur aufkommen. Dies ist auch der Grund, weshalb Bahn-Chef Rüdiger Grube mit Nachdruck darauf hinweist, dass es sich bei der Konkurrenz zwischen Bahn und Fernbus um einen Wettbewerb unter ungleichen Bedingungen handelt. Dobrindt hingegen weißt die Forderung der Bahn zurück und appelliert für mehr Eigeninitiative seitens des Staatskonzerns. Statt die Rahmenbedingungen zu bemängeln, solle man sich darauf konzentrieren, das eigene Fernbus-Angebot auszubauen und den Service bei Fernreisen besser an Kundenwünsche anzupassen. Kostenloses WLAN in allen ICEs könnte den Servicevorsprung der Fernbusse beispielsweise minimieren, so der Verkehrsminister. Dass fehlendes WLAN in Zeiten fortschreitender Digitalisierung ein erhebliches Manko ist, sah auch die Bahn im vergangenen Jahr, weshalb in der ersten Klasse der ICEs seit einigen Monaten kostenloser Internetzugang für Fahrgäste zur Verfügung steht. Erst vergangene Woche musste sich die Bahn allerdings eingestehen, dass noch immer technische Probleme vorliegen, die das gratis Surfen deutlich einschränken. Mit einer so großen Nachfrage habe man nicht gerechnet, vermeldeten Sprecher des Konzerns.
Auf Seiten des Verkehrsministers schlägt sich auch der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer, der die allgemeinen Vorzüge der Fernbusse betont. Anbieter wie MeinFernbus, FlixBus und Postbus hätten dafür gesorgt, dass auch die Leistungen der Bahn wieder attraktiver wurden und immer mehr Menschen das eigene Auto in der Garage stehen lassen. Dies wirke sich positiv auf die Umwelt aus, weshalb die Entwicklung des noch jungen Fernbus-Marktes nicht durch eine Infrastrukturabgabe gebremst werden dürfe. Zusätzlich fügt der BDO an, dass Busse im Allgemeinen die eigene Partikelmasse innerhalb der letzten 20 Jahre um 97 Prozent verringert hätten. „Wer solche Werte erzielt, sollte im Verkehr Vorfahrt genießen,“ betont der BDO.
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