Obwohl die Übernahme des Fernbus-Geschäfts des französischen Mobilitätsdienstleisters Transdev erst seit Ende April in trockenen Tüchern ist, plant FlixBus schon die weitere Expansion. Vor knapp einem Jahr nahm das deutsche Unternehmen, das sich vom jungen Start-up schnell zum europäischen Marktführer entwickelt hat, erste Routen in Übersee in Betrieb. Nun soll das US-Geschäft mithilfe weiterer Investoren weiter angekurbelt werden.
Experten zufolge wird der US-Markt für FlixBus eine weitaus größere Herausforderung darstellen als der europäische. Das liegt zum einen daran, dass das in Übersee unbekannte deutsche Unternehmen sich mit etablierter Konkurrenz wie Greyhound und Megabus konfrontiert sieht. Zum anderen genießt der Fernbus in den USA keinen sonderlich guten Ruf: Noch immer setzen zahlreiche Reisende in Amerika auf den eigenen Pkw, um von A nach B zu gelangen.
Nichtsdestotrotz hat FlixBus sein US-Netz in den vergangenen Monaten schon deutlich ausgeweitet. Während zunächst nur vereinzelte Städte an der Westküste angesteuert wurde, können Reisende mittlerweile auch Ziele in Texas und den Südstaaten problemlos per Fernbus erreichen. Auch die Metropole New York, der Staat Washington sowie Mexiko und Kanada stehen noch auf der Bucket List des Anbieters. Wir wollen sehr schnell die Nummer zwei in den USA werden, nach Greyhound“, berichtet FlixBus-Geschäftsführer André Schwämmlein der WirtschaftsWoche.
Um sich in den USA gegen die Fernbus-Konkurrenz und den nach wie vor beliebten Individualverkehr durchzusetzen, setzt FlixBus gezielt auf Komfort und günstige Preise. So bewirbt der Anbieter verstärkt das kostenlose WLAN und experimentiert zugleich mit innovativen Entertainment-Features wie VR-Brillen, die sich Fahrgäste beim Fahrer ausleihen können. In Sachen Preis trumpft FlixBus mit einer altbewährten Strategie auf: So können Reisende gerade auf neuen Routen von besonders günstigen Aktionstickets profitieren. Die vierstündige Fahrt von Dallas nach Houston ist aktuell beispielsweise für nur einen US-Dollar zu haben. Zum Vergleich: Bei megabus kostet die Fahrt bei ähnlichen Fahrtzeiten 5 US-Dollar; bei Greyhound sogar 18 US-Dollar.
Angesichts der günstigen Tickets verwundert es nicht, dass gerade amerikanische Studenten FlixBus für sich entdeckt haben. Gefördert wird dies durch strategisch platzierte Haltestellen: So können junge Reisende in Los Angeles beispielsweise direkt auf dem Campus der beiden Universitäten USC und UCLA ein- oder aussteigen.
Noch schreibt FlixBus in Amerika jedoch keine schwarzen Zahlen. Um den Fuß nicht vom Gas nehmen zu müssen, sucht das Unternehmen daher neue Investoren. Etwa 300 bis 400 Millionen Euro sollen im Rahmen der nächsten Finanzierungsrunde in die Expansion fließen. Das Münchner Start-up bringt es so auf eine Bewertung von etwa einer halben Milliarde Euro. Den Börsengang schließt FlixBus unterdessen weiterhin aus.
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