Wer mit dem Fernbus von A nach B will, darf sich zwar über unschlagbar günstige Ticketpreise freuen, muss dafür jedoch mitunter längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen als beispielsweise bei der Deutschen Bahn oder bei der Mitfahrgelegenheit. Dies ist nicht allein auf das hohe Verkehrsaufkommen auf den deutschen Autobahnen zurückzuführen, sondern auch auf die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit für Reise- und Fernbusse. Damit der preiswerte Fernbus in Zukunft auch in Sachen Geschwindigkeit eine attraktive Reisemöglichkeit darstellt, fordern Unternehmen und Branchenverbände nun das Anheben des Tempolimits auf 120 km/h.
Die aktuelle Höchstgeschwindigkeit für Busse beträgt 100 km/h und wurde vor rund 30 Jahren gesetzlich festgelegt. Für die Wahl des Tempolimits gab es zwei ausschlaggebende Gründe: Zum einen sollte so die Sicherheit der Fahrgäste gewährleistet werden und zum anderen sollten Busse die Möglichkeit haben, langsamere Lastwagen ohne größere Probleme zu überholen. Vergangene Woche schlug die Gütegemeinschaft Buskomfort (GBK) im Rahmen des Branchentreffens des Internationalen Touristik-Verbandes RDA in Köln vor, die Fernbus Geschwindigkeit anzuheben. Man berief sich darauf, dass das aktuelle Tempolimit veraltet sei und in starkem Kontrast zu dem jungen, dynamischen Fernbus-Markt stünde. Vor allem in Hinblick auf aktuelle Zahlen fällt auf, dass das eigene Auto und das Wohnmobil bei vielen Deutschen noch immer die Nase vorn haben, wenn es um die Anreise zum Urlaubsdomizil geht. Laut einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reise nutzen lediglich 5 Millionen Deutsche den Bus, um in den Urlaub zu fahren, wohingegen sich 32 Millionen Reisende für PKW und Wohnwagen entscheiden.
Fernbusse sollen nicht nur auf Expresslinien mit wenigen Zwischenstopps schneller und damit attraktiver für Reisende werden, lautet die Forderung, die unter anderem von Joachim Schack, dem Geschäftsführer des Omnibus Verbandes Nord (OVN), befürwortet wird. Andere Branchenteilnehmer stehen dem Vorschlag hingegen skeptisch gegenüber. Der Automobilclub ADAC sieht in einer höheren Fernbus Geschwindigkeit die Grundlage für sogenannte Elefantenrennen auf der Autobahn. Außerdem betont er, dass mit höherem Tempo auch die Aufprallenergie bei Unfällen verstärkt wird. Auch einige Busunternehmen sehen keine Notwendigkeiten in schnelleren Fernbussen. Der Anbieter MeinFernbus FlixBus verweist darauf, dass die eigenen Fernbuslinien und Fahrpläne bereits jetzt gut strukturiert wären und schnellere Fernbusse auf Kosten der Sicherheit daher nicht erforderlich seien.
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