Fernbus-Studie: Netzausbau innerhalb Deutschlands leicht rückläufig

Fernbus-Studie: Netzausbau innerhalb Deutschlands leicht rückläufigSeit mehr als drei Jahren sind die Fernbusse mittlerweile auf Deutschlands Straßen unterwegs und erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Vor allem die günstigen Tickets sprechen preissensible Kunden an und erlauben es auch all denjenigen zu reisen, die vor der Liberalisierung zuhause geblieben wären. Während die ersten drei Jahre nach der Liberalisierung von der starken Netzerweiterung der Fernbus-Anbieter geprägt waren, scheint sich die Anzahl der Linien innerhalb Deutschlands mittlerweile eingependelt zu haben. Vergangene Woche berichtete das unabhängige Marktforschungsinstitut IGES, dass die Anzahl der Fahrten im ersten Halbjahr 2016 zwar leicht gefallen sei, doch mit 4234 Hin- und Rückfahrten pro Woche noch immer über dem Wert aus dem ersten Halbjahr 2015 läge. Die Anzahl der verfügbaren Fernbus-Linien sei im Vergleich zum Ende des letzten Jahres um 33 auf insgesamt 295 Routen gesunken. Ein Einfluss darauf ist allerdings auch saisonalen Schwankungen zuzuschreiben. Nach der Reisezeit an den Festtagen sinkt die Anzahl an Reisenden in der Regel zu Jahresbeginn bevor sie im Sommer wieder ansteigt. Was die Marktanteile betrifft, so ist FlixBus mit 68 Prozent der Fahrplankilometer noch immer deutlicher Marktführer. Aufgeholt hat hingegen die Bahn-Tochter Berlin Linien Bus, die sich mit 13 Prozent an den zweiten Platz setzte und Postbus um einen Rang nach hinten verdrängte.

Laut IGES-Institut liegt dies vor allem am anhaltenden Preiskampf der Anbieter selbst, aber auch unter den verschiedenen Verkehrsmitteln. So reagierte auch die Deutsche Bahn, die die Fernbusse zunächst unterschätzte, mittlerweile auf die neue Konkurrenz und passte ihre Preise entsprechend nach unten an. So konnte die Bahn im Fernverkehr zuletzt wieder ein leichtes Plus verzeichnen. Ein weiteres Hindernis, dass dem Wachstum des Fernbus-Markts im Weg steht, ist die zunehmende Verlagerung der Haltestellen an den Stadtrand. Das Paradebeispiel sind hier die Städte Köln und Stuttgart: Dort wurden die Bushaltestellen im Stadtzentrum geschlossen; stattdessen wurde ein neuer Busbahnhof am jeweiligen Flughafen eingerichtet. Auch die anhaltende Diskussion um Stationsgebühren und eine mögliche Fernbus-Maut ist dem Wachstum der Branche nicht förderlich, so das IGES-Institut.

Ein Aspekt, der von der Studie nicht berücksichtigt wurde, ist allerdings das internationale Wachstum der Fernbus-Anbieter. FlixBus bedient mittlerweile Haltestellen in 18 europäischen Ländern und ist nicht mehr nur in Deutschland Marktführer, sondern zählt beispielsweise auch in Italien und Frankreich zu den Größen auf dem Fernbus-Markt. Erst vor Kurzem weihte der Anbieter seine erste Verbindung nach Kroatien ein. Dabei wird auch auf Kooperationen gesetzt: In Zusammenarbeit mit PolskiBus geht es beispielsweise von Berlin aus mit dem Fernbus nach Osteuropa. Nach gleichem Prinzip geht auch der Fernbus-Anbieter Postbus vor: Während einige Linien, wie etwa Verbindungen nach Österreich, in Eigenregie betrieben werden, wird der Netzausbau in Richtung Osten durch eine Kooperation mit Eurolines ermöglicht. Insgesamt steht deutschen Reisenden so trotz des leicht gesunkenen Angebots an nationalen Verbindungen eine größere Anzahl an Urlaubsdestinationen in ganz Europa zur Auswahl.

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