Als im Jahr 2013 der Fernbus-Markt in Deutschland liberalisiert wurden, versuchten zahlreiche Busunternehmen ihr Glück. Dabei konnte sich vor allem das ehemalige Start-up FlixBus durchsetzen, das Anfang 2015 infolge der Fusion mit MeinFernbus die Marktführerschaft übernahm und seitdem stetig ausbaute. Während einige Anbieter wie das britische Unternehmen city2city oder die Bahn-Tochter Berlin Linien Bus den Betrieb einstellten, wurden andere – darunter Postbus, megabus und zuletzt Hellö – von FlixBus übernommen, was den Marktanteil des Fernbus-Anbieters auf über 90 Prozent ansteigen ließ. Im April meldete das 1948 gegründete Traditionsunternehmen Deutsche Touring aufgrund des anhaltenden Preiskampfs Insolvenz an – doch mit der Absicht, den Betrieb weiterführen zu wollen.
Nach einer Phase der Stabilisierung wurde das Insolvenzverfahren der Deutschen Touring diese Woche offiziell eröffnet. Insolvenzverwalter Miguel Grosser zeigt sich optimistisch und erklärt, dass sich die Verhandlungen mit möglichen Investoren bereits im Endstadium befänden. Auch verbindliche Angeboten lägen der Deutschen Touring vor. In den vergangenen Wochen wurde ein Sozialplan mit Interessensausgleich vereinbart, der die dauerhafte Fortführung des Betriebs sichern soll. Im Rahmen dessen wurden 20 Stellen abgebaut, wobei es sich teils jedoch um Kündigungen durch die Mitarbeiter selbst handeln soll. „Diese Einigung versetzt uns in die Lage, den Betrieb fortzuführen, bis wir Klarheit über eine etwaige Investorenlösung haben. Wir können die Verhandlungen damit im Interesse der Gläubiger wie der Mitarbeiter schnellstmöglich aber ohne Zeitdruck zum Abschluss bringen“, betont Grosser.
Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens muss die Deutsche Touring, die Teil des international agierenden Eurolines-Verbands ist, ab sofort wieder kostendeckend wirtschaften und für Löhne und Gehälter eigenständig aufkommen. Bereits in der nun zurückliegenden Stabilisierungsphase konnte die Deutsche Touring allerdings überzeugen: Ein Großteil der Strecken wurde weiterbetrieben und auch das Geschäft an den Busbahnhöfen, die vom Unternehmen in Eigenregie betrieben werden, wurde nicht beeinträchtigt. Grosser schreibt dies vor allem dem Engagement der Mitarbeiter zu und zeigt sich dementsprechend positiv gestimmt, was die Zukunft des Unternehmens angeht.
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