In zahlreichen europäischen Ländern ist der Markt für Fernbusse schon liberalisiert. Dies bedeutet in der Regel, dass Kunden die Wahl zwischen günstigen Bustickets und schnellen Zügen haben, wodurch die Bedürfnisse aller Reisenden gut abgedeckt werden. Als nächstes könnten die Fernbusse nun die Straßen Frankreichs erobern, wo im Rahmen eines neuen Gesetzesentwurfes aktuell über die Liberalisierung des Fernbus-Marktes verhandelt wird.
Das Gesetz für „Wachstum, Aktivität und wirtschaftliche Chancengleichheit“, das auch der Startschuss für den Fernbus sein könnte, wurde in der vergangenen Woche zwar bereits verabschiedet, muss jedoch noch einige Bewährungsproben über sich ergehen lassen. Da der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron mit Widerstand aus den eigenen Reihen rechnete, berief sich Frankreichs Premierminister Manuel Valls auf einen Notparagraphen, mit dem das Gesetz auch ohne Abstimmung in der Nationalversammlung endgültig verabschiedet werden könnte. Dies setzt allerdings voraus, dass kein Misstrauensvotum gegen die Regierung eingelegt wird. Von der Opposition wurde dieses zwar bereits beantragt, doch gehen Experten nicht davon aus, dass das riskante Unterfangen von Erfolg gekrönt sein wird. Die Auflösung der Regierung hätte weitreichendere Folgen als die Verabschiedung eines Gesetzes, das vor allem aufgrund der Einführung längerer Ladenöffnungszeiten stark polarisiert.
Aktuell werden in Frankreich nur grenzüberschreitende Fernbuslinien genehmigt, wobei nachgewiesen werden muss, dass mehr als die Hälfte der Fahrgäste ein Ziel im Ausland gebucht hat. Einige wenige nationale Verbindungen – darunter Paris-Lille und Lyon-Paris – gibt es dennoch. Diese werden von iDBUS betrieben, einer Tochter der französischen Staatsbahn SNCF. Auf den grenzüberschreitenden Verbindungen sind auch zahlreiche deutsche Fernbus-Anbieter unterwegs: Von Berlin aus geht es beispielsweise mit den Bussen von Berlin Linien Bus und Eurolines Germany nach Paris. Die mögliche Öffnung des französischen Fernbus-Marktes wird zahlreiche neue Direktverbindungen mit sich bringen. Im Rahmen ihrer geplanten europaweiten Expansion haben die jüngst fusionierten Fernbus-Anbieter MeinFernbus FlixBus bereits Paris als ihr nächstes internationales Ziel auserkoren. Auch Linien an die Côte d’Azur oder in die Provence sind denkbar. Ist der Gesetzesentwurf erfolgreich, ist eine Vorlauffrist von sechs Monaten angedacht, in denen Frankreich sich auf die Flut der Fernbusse vorbereiten kann.
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