Mit der Verabschiedung des sogenannten Macron-Gesetzes in Frankreich fiel auch der Startschuss für den französischen Fernbus-Verkehr. Während Fernbusse zuvor strengen Restriktionen unterworfen waren und zum Schutz der französischen Staatsbahn SNCF mit wenigen Ausnahmen nur grenzüberschreitende Verbindungen bedienen durften, sind nun auch inländische Fernbuslinien ab einer Strecke von 100 Kilometern zulässig. Sowohl nationale als auch internationale Fernbus-Anbieter sehen in der Markt-Liberalisierung großes Potenzial und bereiten sich auf den bevorstehenden Konkurrenzkampf in Frankreich vor. Während Eurolines France die Tochtergesellschaft isilines gründete, die mit besonders günstigen Busfahrten auftrumpfen will, gab iDBUS, ein Ableger der SNCF, bekannt, am 3. September zahlreiche neue Verbindungen zu starten.
Neben den französischen Fernbus-Anbietern machen sich auch Unternehmen aus dem Ausland die Liberalisierung zunutze. Der britische Fernbus-Anbieter megabus bedient seit Anfang der Woche neun neue Direktverbindungen zwischen fünf französischen Städten. Die Bushaltestellen in Mülhausen, Lyon, Avignon, Montpellier und Perpignan wurden auch zuvor schon von megabus angesteuert und sind Teil einer grenzüberschreitenden Linie von Köln nach Barcelona. Dank der Marktöffnung dürfen nun erstmals auch die Verbindungen zwischen den fünf französischen Städten bedient werden, die für Fahrgäste zuvor nicht buchbar waren. Auch eine Linie von Paris nach Toulouse wurde bereits eingerichtet. Um den französischen Markt zu erobern, greift das britische Busunternehmen auf seine altbewährte Taktik zurück: Mit Ticketpreisen ab 1 Euro zuzüglich 50 Cent Buchungsgebühr will man den Einwohnern Frankreichs den Fernbus als neue und günstige Art des Reisens schmackhaft machen.
Auch das deutsche Busunternehmen MeinFernbus FlixBus expandiert in Richtung Frankreich. Zahlreiche Linien verbinden deutsche Städte bereits mit der französischen Hauptstadt Paris, doch soll das Netz künftig um Haltestellen in Marseilles, Lyon und an der Côte d’Azur erweitert werden. Möglich wäre dank der Liberalisierung des französischen Fernbus-Marktes auch die Eröffnung eines eigenständigen nationalen Streckennetzes, wie es in Italien der Fall war. Dort gründete der Fernbus-Anbieter die Tochtergesellschaft „FlixBus Italia“, die den Betrieb des italienischen Netzes verwaltet.
Während immer mehr europäische Staaten den günstigen Fernbussen den Weg ebnen, ist der Fernverkehr in der Schweiz noch immer stark reguliert. Zwar sind inländische Busverbindungen zum Schutz der Schweizerischen Bundesbahnen nicht zulässig, doch profitieren die Einwohner der Alpenrepublik dennoch von den florierenden Fernbus-Märkten in Ländern wie Deutschland und Italien. Erst vor Kurzem nahm MeinFernbus FlixBus die schweizerische Hauptstadt Bern in seine Fahrpläne auf, die in Zukunft aufgrund ihrer geographischen Lage als wichtiger Verknüpfungspunkt zwischen den einzelnen Streckennetzes des Anbieters dienen könnte. So wäre beispielsweise eine Verbindung von Mailand über Bern bis nach Paris denkbar, die die Schweiz sowohl an das französische als auch an das italienische Netz des Busunternehmens angliedert und günstige Fernbus-Fahrten ins Ausland ermöglicht.
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