Nachdem der Fernbus-Anbieter FlixBus vor einigen Wochen bekanntgab, nach MeinFernbus, megabus und Postbus in Kürze auch das Geschäft des österreichischen Konkurrenten Hellö zu übernehmen, stiegen die Marktanteile des Busriesen in Deutschland auf über 90 Prozent. Fahrgäste, die dementsprechend mit höheren Preisen gerechnet haben, können jedoch aufatmen, denn der Fernbus-Anbieter kündigte in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ an, die Preise in diesem Jahr nicht anheben zu wollen. Zu groß sei weiterhin die Konkurrenz zu Bahn, Mitfahrgelegenheit und Billigflügen. Allerdings könnten die jeweils letzten verfügbaren Tickets auf stark nachgefragten Strecken etwas teurer werden, weshalb FlixBus empfiehlt, möglichst früh zu buchen. Ein Gedanke, mit dem das Busunternehmen außerdem spielt, ist die Einführung von Aufschlägen für zusätzliche Service- und Komfortfeatures, wie etwa die Reservierung eines Wunschsitzplatzes. So soll sichergestellt werden, dass das mittelfristige Unternehmensziel erreicht wird und man bis spätestens 2018 schwarze Zahlen schreibt.
Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ berichtet FlixBus-Geschäftsführer und Mitbegründer André Schwämmlein, dass es durchaus denkbar sei, dass im Fernbus künftig Extra-Gebühren für zusätzliche Services entrichtet werden müssen. Wer beispielsweise im Doppeldecker gerne vorne sitzt, um den Panoramablick zu genießen, könnte diesen Sitzplatz gegen ein paar Euro mehr bereits vorab während der Buchung reservieren. Ganz neu ist das System nicht: Auch Postbus bot die Sitzplatzreservierung in der Vergangenheit gegen einen Aufpreis von 2 Euro an. Bei Hellö stand der Service kostenlos zur Verfügung. Schwämmlein kündigt auch an, dass man bis spätestens zum nächsten Frühjahr die Buchung für größere Gruppen möglich machen will. Auch hierfür kann sich der FlixBus-Chef einen geringen Aufpreis vorstellen. Das System basiert auf dem Vorgehen von Fluggesellschaften: Wer häufig mit dem Flugzeug unterwegs ist, weiß, dass während der Buchung zahlreiche kostenpflichtige Features zur Auswahl stehen können, die von der Gepäckmitnahme über die Reservierung von Sitzen mit größerer Beinfreiheit bis hin zum Priority Boarding reichen, bei dem man das Flugzeug als erster betreten darf.
Auf internationaler Ebene konnten sich derartige Zusatzleistungen längst durchsetzen. Dies gilt vor allem für Südamerika, wo eine Fahrt mit dem Fernbus nicht selten über zehn Stunden dauert. Hier stehen Fahrgästen mehrere Klassen zur Auswahl, wobei sich die erste Klasse durch vollständig umklappbare Sitzlehnen auszeichnet. Dank eines Vorhangs, der für Privatsphäre sorgt, sowie bereitgestellten Kissen und Decken wird der Sitzplatz ganz einfach zum Bett umfunktioniert, was den Komfort auf längeren Nachtfahrten deutlich erhöht.
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