Übernahmen, Zusammenschlüsse und Kooperationen: Nachdem sich FlixBus infolge der Liberalisierung des Fernbus-Marktes in Deutschland verhältnismäßig schnell als größte Marktmacht etablieren konnte und den bis dato potentesten Konkurrenten MeinFernbus übernahm, ging die Expansion immer weiter. So wurde unter anderem das kontinentaleuropäische Geschäft des britischen Konkurrenten megabus aufgekauft und auch der österreichische Mitspieler Hellö wurde von FlixBus übernommen. Mit anderen Unternehmen – darunter Polskibus aus Polen – wurden unterdessen Vertriebskooperationen geschlossen. Davon steht nun eine neue ins Haus.
Am Mitte November werden alle nationalen und internationalen Routen des italienischen Traditionsunternehmens Baltour auch über die Vertriebskanäle von FlixBus erhältlich sein. Dazu zählen auch die Strecken, die vom Baltour-Partner Eurolines Italia angeboten werden. Baltour ist bereits seit mehr als 50 Jahren in Italien, aber auch im grenznahen Ausland unterwegs. Den Kern des Netzes bilden Mittel- und Süditalien. Die Flotte des Fernbus-Anbieters umfasst aktuell mehr als 90 moderne, zum Großteil doppelstöckige Fahrzeuge.
Durch die Vertriebskooperation kann FlixBus sein Netz in Italien schlagartig weiter ausbauen und zudem eine erhöhte Taktung anbieten. Auch eine Vielzahl an neuen Umsteigeverbindungen wird durch die Partnerschaft ermöglicht. Andrea Incondi, FlixBus-Geschäftsführer in Italien, freut sich über die Zusammenarbeit und betont, dass FlixBus und Baltour ein gemeinsames Ziel verfolgen: Die beiden Unternehmen wollen komfortable, günstige und nachhaltige Reisen anbieten, die eine wahre Alternative zum Individualverkehr darstellen.
Für FlixBus ist Italien ein attraktiver Markt, da die Nachfrage nach günstigen Busfahrten weiterhin ansteigt. Ein Blick auf die Strecke Venedig-Mailand veranschaulicht dies: Während hier vor etwa drei Jahren lediglich wenige Fernbusse unterwegs waren, werden heute bis zu 30 tägliche Abfahrten angeboten – und das bei guter Auslastung.
Während die Kooperation für italienische Reisende zunächst viele Vorteile – darunter eine größere Auswahl an Zielen und mehr tägliche Abfahrten – bietet, werden zunehmend skeptische Stimmen bezüglich der europäischen FlixBus-Expansion laut. So argumentieren einige Politiker wie etwa Katharina Dröge, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag und Sprecherin für Wettbewerbs- und Handelspolitik, dass Nutzer- anstelle von Umsatzzahlen stärker in den Fokus der Kartellbehörden gerückt werden müssen. In Deutschland waren die Übernahmen zahlreicher Konkurrenten lediglich deshalb möglich, weil FlixBus die Umsatzschwelle unterschritt und daher keine Prüfung durch das Kartellamt nötig war. Dadurch erarbeitete sich FlixBus eine Monopolstellung, die dem Unternehmen vor allem bei der Gestaltung der Preise nahezu grenzenlosen Spielraum bietet.
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