Als FlixBus im Mai 2018 mit den ersten US-Routen an den Start ging, war das Medienecho in den Vereinigten Staaten groß. Die amerikanische Presse berichtete beeindruckt, dass FlixBus „europäischen Reisekomfort“ in die USA bringen würde. Dort ist der Fernbus nach wie vor eher für günstiges Reisen bekannt, bei dem Passagiere in Sachen Komfort deutliche Abstriche machen müssen. Das US-Reisemagazin AFAR geht sogar soweit zu behaupten, dass der Bus in den USA nicht mehr angesagt war, seit Stunt-Legende Evil Knievel 1975 mit dem Motorrad über 14 davon gesprungen ist.
Viele Experten betonen deshalb auch, dass FlixBus – zumindest was die Reiseerfahrung betrifft – weniger mit Greyhound und Megabus und stattdessen vielmehr mit privaten Taxi-Services wie Uber und Lyft verglichen werden müsse. Doch es scheint sich ein klarer Gegentrend abzuzeichnen: Immer mehr amerikanische Fernbus-Anbieter setzen auf Luxus-Ausstattung und außergewöhnliche Service-Features.
Limo Liner: Darf es ein Glas Wein sein?
Der Fernbus-Anbieter Limo Liner bringt Fahrgäste täglich von New York City nach Boston und setzt dabei auf den höchsten Qualitätsstandard. Neben der Grundausstattung, die aus genügend Steckdosen und kostenlosem WLAN besteht, dürfen sich Reisende auch auf heiße Handtücher, dicke Fließdecken und flauschige Kopfkissen freuen. Ein Steward sorgt unterdessen dafür, dass Getränke und Snacks nicht etwa beim Fahrer abgeholt werden müssen. Stattdessen werden diese ganz komfortabel an den eigenen Sitzplatz gebracht. Wer in den Abendstunden nach Boston oder New York fährt, erhält sogar ein Glas Wein kostenlos dazu.
Cabin: Das Ritz Carlton auf Rädern
Cabin bietet Nachtfahrten von Los Angeles nach San Francisco an, auf denen die Fahrgäste in kleinen Kapseln untergebracht sind. Diese verfügen jeweils über ein bequemes Bett, schallisolierte Wände, ausreichend USB-Ports und eine individuell einstellbare Klimaanlage. Wer vor dem Schlaf noch etwas arbeiten oder sich mit anderen Reisenden austauschen möchte, kann die bequeme On-Board-Lounge dafür nutzen. Auch Fahrgäste mit Einschlafschwierigkeiten sollten die Nacht im Fernbus genießen können: An Bord gibt es kostenloses Wasser, das mit dem Hormon Melatonin versetzt ist. Dieses regelt auf natürliche Weise den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen.
FlixBus: Virtuelle Realität im Fernbus
Angesichts dieser Konkurrenz ruht sich auch der europäische Marktführer FlixBus nicht auf Features wie WLAN oder USB-Anschlüssen aus. Stattdessen sorgt der Fernbus-Anbieter auf sechs Strecken in Arizona, Nevada und Kalifornien nun für ganz besondere Unterhaltung: Im Rahmen eines dreimonatigen Testlaufs können Fahrgäste VR-Brillen ausleihen, mit denen Sie während der Fahrt ein virtuelles Basketballspiel bestreiten oder sich Gravitationswellen erklären lassen können. Insgesamt stehen 50 verschiedene Spiele zur Verfügung. Die Brillen sind aktuell Fahrgästen auf den Panorama-Sitzen von Doppeldecker-Bussen vorenthalten. Sollte die Kundenresonanz positiv ausfallen, kann sich FlixBus vorstellen, den Service auszuweiten – und vielleicht auch nach Europa zu bringen.
Einen großen Vorteil hat FlixBus übrigens schon jetzt gegen Luxus-Busse wie Limo Liner und Cabin: Während diese sich den hohen Komfort teuer bezahlen lassen und die Fahrt ab 79 US-Dollar teils sogar teurer ist als mit dem Zug, bleibt FlixBus trotz aller Komfort-Features auf dem Preisniveau von Greyhound. Beide Busunternehmen bieten Fahrten ab etwa 5 US-Dollar an.
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