Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass der Fernbus-Anbieter Deutsche Touring einen Insolvenzantrag gestellt hat. Zwar konnten alle Löhne, Gehälter und Sozialversicherungsbeiträge für die 123 Mitarbeiter im März noch gezahlt werden, doch droht dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit. Eine Einstellung des Betriebs bedeutet der Insolvenzantrag allerdings nicht: Stattdessen soll eine Neustrukturierung des deutschen Vertreters im internationalen Fernbus-Verbund Eurolines die Weiterführung des Geschäfts sichern.
Deutsche Touring Insolvenz: Was Fahrgäste jetzt wissen müssenDer Betrieb geht vorerst wie gewohnt weiter Ein Großteil der Linien wird erhalten bleiben Das tägliche Geschäft an den Busbahnhöfen in Hannover und Stuttgart (beide betrieben von Deutsche Touring) ist von der Insolvenz aktuell nicht betroffen |
„Unser erstes Ziel ist die Stabilisierung des Geschäftsbetriebs. Wichtig ist, dass der Ticketverkauf weiterlaufen kann und die Deutsche Touring vorerst voll handlungsfähig bleibt“, erklärt Miguel Grosser, der vorläufige Insolvenzverwalter der Deutsche Touring. Er berichtet weiterhin, dass mit zahlreichen Vertragsbuspartnern bereits eine Einigung erzielt werden konnte, weshalb der Fernbus-Betrieb aktuell fortgeführt werden. Auch am ZOB Hannover und dem Stuttgart Airport Busterminal (SAB), das vor knapp einem Jahr eröffnet wurde, ist das Geschäft vorerst nicht von der Insolvenz der Betreibergesellschaft bedroht. Grosser gibt zu bedenken, dass es für die Deutsche Touring einige Hindernisse zu überwinden gilt: „Allerdings sind die Rahmenbedingungen für eine auf Dauer angelegte Sanierung im Insolvenzverfahren sehr schwierig. Wir haben jedoch bereits erste Kontakte zu potenziellen Interessenten aufgenommen. Ich kann aber noch keine Prognose abgegeben, ob und in welcher Form es gelingen kann, die Deutsche Touring zu erhalten.“
Der Fernbus-Anbieter Deutsche Touring ist seit 1948 in Deutschland aktiv. Das Kerngeschäft des Unternehmens bilden grenzüberschreitende Verbindungen, die bereits vor der Marktöffnung im Jahr 2013 genehmigt wurden. Nachdem die Liberalisierung auch den innerdeutschen Fernbus-Verkehr möglich machte, drängten immer mehr Anbieter auf den Markt. Heute ist FlixBus mit etwa 90 Prozent Marktanteil das führende Fernbus-Unternehmen in Deutschland. Auch in Richtung Ausland expandierten die grünen Busse mithilfe finanzkräftiger Investoren, weshalb weiterhin an der Niedrigpreisstrategie festgehalten werden konnte. Dies führte allerdings insgesamt zu kleineren Gewinnmargen in der gesamten Branche. „Die Preise sind um ein Drittel eingebrochen“, berichtet Frank Bodlak, Commercial Director der Deutsche Touring gegenüber BizTravel. Bodlak macht die Zukunft der Deutschen Touring vor allem abhängig von der optimierten Anpassung an die Bedürfnisse moderner Reisender und erkennt an, dass FlixBus diese von Anfang zu erfüllen wusste: „FlixBus hat in vielen Bereichen gute Lösungen angeboten, das haben die Kunden honoriert. Wir müssen da teilweise noch aufholen, beispielsweise beim einfachen Umtausch von Tickets.“
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