Auf mehrere Nullrunden folgt zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 die erste Preiserhöhung der Deutschen Bahn seit 2013. Da durch die günstige Fernbus-Konkurrenz immer mehr Kunden auf den Bus umstiegen, setzte die Bahn zuletzt auf zahlreiche Spartickets und Sonderaktionen. Dies wird zwar im laufenden Geschäftsjahr den erhofften Fahrgastrekord bringen, doch resultieren die niedrigen Ticketpreise in Gewinneinbußen im Fernverkehr. „Wir bewegen uns weiter in einem sehr schwierigen Marktumfeld. Zu einer stabilen Wirtschaftlichkeit gehört auch, dass wir die Preise anpassen“, erklärt Fernverkehrs-Chefin Birgit Bohle die Entscheidung.
Im Durchschnitt werden die Bahnpreise künftig um 1,3 Prozent angehoben. Bei den Flexpreisen, die früher als Normalpreise bekannt waren, beläuft sich die Preiserhöhung auf rund 1,9 Prozent. Will man sein Ticket umtauschen oder stornieren, sind ab dem 11. Dezember 19 Euro statt 17,50 Euro fällig. Während sich am Preis der BahnCard 25 und BahnCard 50 nichts ändert, müssen Inhaber der BahnCard 100 künftig tiefer in die Tasche greifen: Für die erste und zweite Klasse ist jeweils ein Aufpreis von 2,9 beziehungsweise 2,4 Prozent vorgesehen. Besonders bemerkbar macht sich die Preiserhöhung bei Pendlern: Für Streckenzeitkarten müssen Fahrgäste künftig rund 3,9 Prozent mehr ausgeben. Als Ausgleich gibt es dafür jedoch eine BahnCard 25 für die erste Klasse gratis. Zusätzlich wird die Deutsche Bahn ein flexibles Preissystem einführen, das bereits seit August auf ausgewählten Strecken wie etwa Nürnberg-München getestet wurde. Dabei ist der Flexpreis an Reisetagen mit besonders hoher Nachfrage geringfügig teurer, an alternativen Reisetagen dafür jedoch geringer. So kann es beispielsweise sein, dass man am Freitag vor dem Pfingstwochenende 3 Euro mehr für das Ticket zum Normaltarif zahlen muss, während man es am Pfingstsonntag 3 Euro günstiger bekommt. Damit erhofft sich die Bahn, die Auslastung in den Zügen besser steuern zu können.
Trotz Preiserhöhung sollen Kunden auch nach dem Fahrplanwechsel nicht auf günstige Aktionstickets oder Sparmöglichkeiten wie einen Deutsche Bahn Gutschein verzichten müssen. So will die Bahn weiterhin Spartickets ab 19 Euro verkaufen. Der Vorverkaufszeitraum für Sparpreise wird bei Online-Buchungen außerdem von 90 auf 180 Tage ausgeweitet. Parallel dazu soll die Buchung im Internet vereinfacht werden: Während Kunden bisher aus Kreditkarte, Personalausweis und BahnCard wählen mussten, um sich bei der Fahrscheinkontrolle ausweisen zu können, genügt bereits seit dem 1. Oktober ein gültiger Lichtbildausweis. Die erleichtert ebenfalls die Buchung für Dritte, da nur noch Vor- und Nachname des Reisenden auf dem Ticket vermerkt sind.
Um die leicht gestiegenen Preise zu rechtfertigen, verspricht die Deutsche Bahn unterdessen Besserung in Sachen Service: Fahrgäste in der zweiten Klasse des ICE sollen sich schon im Dezember über kostenloses WLAN freuen dürfen und auch an der Pünktlichkeit will man weiterhin schrauben. Sollte die Bahn dennoch einmal deutlich zu spät kommen, greifen in Deutschland Fahrgastrechte, über die Reisende eine Entschädigung einfordern können. Während sich diese hierzulande verstärkt auf Verspätungen und Zugausfälle beziehen, wurden sie in Großbritannien vor Kurzem ausgeweitet: Am 1. Oktober trat dort der überarbeitete Customer Rights Act in Kraft, der Reisenden auch bei mangelndem Service finanzielle Entschädigung verspricht. Ist das WLAN-Signal zu schwach zum Arbeiten oder bietet das Bordbistro nicht das, was versprochen wurde, können Fahrgäste in Fernbus und Bahn ihre Rechte geltend machen und einen Teil des Ticketpreises zurückfordern. So sollen die Verkehrsunternehmen dazu angehalten werden, versprochene Serviceleistungen auch zu gewährleisten.
Trotz steigender Fahrgastzahlen, fährt die Bahn aktuell noch Verluste ein. Die Schulden des Konzerns belaufen sich insgesamt auf etwa 18 Milliarden Euro, was Verkehrsminister Dobrindt dazu veranlasste, der Bahn finanziell unter die Arme zu greifen. In den kommenden vier Jahren soll die DB laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung eine Finanzspritze von rund 2,4 Milliarden Euro erhalten. Damit will Dobrindt das „System Schiene“ nachhaltig stärken.
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