Seit der Liberalisierung Anfang 2013 ist der Fernbus-Markt in Deutschland rasant gewachsen, was aber auch zu Problemen bei der Infrastruktur führte. Viele Städte und Gemeinden waren nicht auf den Erfolg der modernen Mobilitätsalternative vorbereitet und mussten schnell feststellen, dass die bestehenden Busbahnhöfe entweder zu klein oder veraltet waren. Während an einigen Orten – wie etwa in Stuttgart und Berlin – schnell reagiert wurde, finden sich andernorts noch immer kleine Haltestellen am Fahrbahnrand, die weder Schutz vor Wetter noch ausreichend Informationen bieten. Um die Lage in Deutschland einmal genauer unter die Lupe nehmen zu können, testete der ADAC vor Kurzem zehn Busbahnhöfe.
Der ADAC-Bushaltestellen-Test im Überblick
Insgesamt schnitten sechs der zehn ZOBs mit den Noten „ausreichend“ oder schlechter ab. Für „sehr mangelhaft“ befanden die Tester die Bushaltestellen in Bremen und Göttingen, wo weder für eine Überdachung noch für Informationssysteme oder zentrale Ticketschalter gesorgt ist. Dortmund erhielt die Note „mangelhaft“, während Mannheim, Berlin-Südkreuz und Rostock mit „ausreichend“ abschnitten. Fahrgäste aus Hannover, Hamburg oder Stuttgart dürfen sich über gute Busbahnhöfe freuen. Die Bewertung „sehr gut“ erhielt keiner der zehn ZOBs.
Stuttgart Airport Busterminal wird Testsieger, Göttinger ZOB ist Schlusslicht
Zum Sieger wurde der Stuttgart Airport Busterminal gekürt, der im Mai 2016 eröffnet wurde. Wer die Reise hier beginnt, darf sich über eine große Wartehalle sowie andere Annehmlichkeiten wie Duschen und Wickelräume freuen. Informationen werden in mehreren Sprachen sowohl auditiv als auch visuell weitergegeben. Trotz all der Komfortmerkmale stößt der ZOB am Stuttgarter Flughafen bei Fahrgästen wie Fernbus-Anbietern auf wenig Gegenliebe. Der Grund dafür ist, dass sich der Busterminal außerhalb der Stadt befindet und so für viele Reisende weniger attraktiv ist. Dies ist ein Problem, mit dem sich viele Städte und Gemeinden konfrontiert sehen: Die Busbahnhöfe in der Innenstadt sind veraltet und zu klein, doch geeignete Standorte für neue moderne Terminals finden sich nur in den Randgebieten.
Fernbus-Maut als Problemlöung?
Ein weiteres Problem besteht in der Finanzierung der neuen Infrastruktur. Viele Politiker erachten eine Fernbus-Maut als Lösung, durch welche die Fernbus-Fahrgäste selbst am Ausbau der Bushaltestellen beteiligt würden. Als möglicher Betrag stehen 0,4 Cent pro Person und Kilometer im Raum. Eine Fahrt von München nach Hamburg, die aktuell ab 22,90 Euro zu haben ist, würde dementsprechend inklusive Maut 26 Euro kosten. Der Lösungsansatz scheint jedoch auf ebenso viele Gegner wie Befürworter zu stoßen: Sowohl Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) als auch der deutsche Marktführer FlixBus sprechen sich entschieden gegen die Zwangsabgabe aus. Zum einen sei der Fernbus ein Verkehrsmittel, das vor allem von Fahrgästen mit kleinem Budget genutzt würde, und zum anderen befände sich die Branche noch im Wachstum und dürfe nicht von der Politik ausgebremst werden.
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