Gestern wurde feierlich der neue ICE der vierten Generation vorgestellt, mit dem die Bahn nach einem 14-monatigen Testbetrieb zum Fahrplanwechsel 2017 durchstarten will. Zwar ist der neue ICE mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h langsamer als seine Vorgänger, doch trumpft er mit zahlreichen neuen Service-Features auf.
Erstmalig können Bahn-Reisende im ICE 4 beispielsweise ihr Fahrrad mit in einen Schnellzug nehmen. Acht Stellplätze stehen pro Zug zur Verfügung, die aufgrund der eingeschränkten Kapazitäten zuvor kostenpflichtig gebucht werden müssen. Der Preis für einen Stellplatz beträgt standardmäßig 9 Euro und für Inhaber der Bahncard 6 Euro. Für angenehme Temperaturen im Zug ist eine optimierte Klimaanlage zuständig, während ein ausgefeiltes Lichtkonzept für stimmungsvolle Beleuchtung sorgt. Dieses passt sich automatisch der Tageszeit an und bietet ein Spektrum, das von kühlem Blau bis hin zu warmen Rottönen reicht. Das Thema Barrierefreiheit wurde bei der Konzeption der neuen Züge ebenfalls großgeschrieben: Fahrgäste im Rollstuhl können eigenständig über einen Taster einen Hublift betätigen. Dieser führt in einen Fahrgastraum mit breiteren Gängen, Rollstuhlstellplätzen und barrierefreien Toiletten.
Während es noch etwas dauert bis die neuen Züge flächendeckend zum Einsatz kommen, sollen andere Optimierungen schon in Kürze umgesetzt werden. Aktuell läuft zum Beispiel eine Testphase für kostenloses WLAN in der zweiten Klasse des ICE. Dieses soll durch die Bündelung mehrerer Anbieter besonders stabil und leistungsfähig sein. Ist der Test erfolgreich, könnten bereits Ende des Jahres alle ICEs umgerüstet werden, wie die Deutsche Bahn auf Twitter verkündete.
Ganz oben auf der Agenda des Konzerns steht auch das Thema Pünktlichkeit: Laut interner Zielsetzung sollen vier von fünf Zügen im Fernverkehr künftig ohne Verspätung ankommen. Im August dieses Jahres wurde das Ziel mit einem Pünktlichkeitswert von 80,5 Prozent bereits erreicht, doch betont die Fernverkehrschefin der Bahn, Birgit Bohle, dass das Ziel aufs ganze Jahr gesehen sehr ehrgeizig sei. Ein voreiliger Wintereinbruch beispielsweise kann den Wert bereits deutlich nach unten korrigieren. Ein weiteres Risiko stellen auch etwaige Streiks dar: Unstimmigkeiten zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn führten im vergangenen Jahr zu Rekordstreiks. Da die Friedensfrist zwischen den beiden Parteien bald abläuft, sollen noch in diesem Monat neue Tarifverhandlungen aufgenommen werden. GDL-Chef Claus Weselsky verkündete bereits, dass neben höherem Gehalt vor allem die Work-Life-Balance der Bahn-Beschäftigten im Fokus der neuen Tarifrunde stehen soll.
Insgesamt steuert die Deutsche Bahn im laufenden Jahr zwar auf einen Fahrgastrekord zu, doch zeichnen sich gleichzeitig Gewinneinbußen im Fernverkehr ab. Aufgrund der günstigen Fernbus-Konkurrenz sah die Bahn sich gezwungen, ihre Preise zu senken und mehr Sparangebote zur Verfügung zu stellen, was sich nun negativ auf den Umsatz des Unternehmens auswirkt. Dieser ist aktuell so niedrig wie zuletzt vor dem Amtsantritt des aktuellen Bahn-Chefs Rüdiger Grube im Jahr 2009. Dessen Vertrag läuft 2017 ab, weshalb noch bis Ende des Jahres über eine Vertragsverlängerung oder einen Wechsel an der Konzernspitze abgestimmt werden muss.
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