Schon länger hadert der Bahn-Chef Rüdiger Grube mit dem hitzigen Wettkampf auf dem Fernbusmarkt, der vor allem über niedrige Preise ausgetragen wird. Zuletzt bezeichnete er diesen als „Blödsinn“ und kündigte an, das Fernbus-Geschäft der Deutschen Bahn genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. Dies ist nun geschehen mit dem Resultat, dass das Geschäft des Tochterunternehmens Berlin Linien Bus zum Jahresende eingestellt wird, während IC Bus ausgebaut und optimiert werden soll. IC Bus sei „kundenseitig überzeugender und wirtschaftlich nachhaltiger“, erklärte Berthold Huber, DB-Vorstand Verkehr und Transport, weshalb ab 2017 nach und nach ausgewählte Strecken von Berlin Linien Bus in das vorhandene IC Bus-Netz integriert werden sollen. Dabei soll es sich vor allem um wichtige grenzüberschreitende Routen und Strecken von touristischem Interesse handeln. Als Beispiel wurden Berlin-Usedom sowie die Verbindungen Hamburg-Bremen-Amsterdam und Berlin-Hamburg-Kopenhagen angeführt.
Laut Bahn sollen Kunden vom Wegfall der bisherigen Zwei-Marken-Strategie profitieren, da IC Bus besser in das allgemeine Fernverkehrskonzept der DB eingebunden wird. Huber bestätigt, dass eine separate Betrachtung von Fernbus und Bahn die tatsächlichen Wünsche der Kunden vernachlässige. Bis 2030 will die Deutsche Bahn das Angebot an Fernverkehrsstrecken umfassend erweitern und IC Bus werde dabei als perfekte Ergänzung angesehen. „Wir kombinieren das hinsichtlich der Netzdichte und Reisegeschwindigkeit unschlagbare Schienenfernverkehrsnetz mit den Vorteilen des flexibel einsetzbaren Fernbusses und bringen damit Schienen- und Busfernverkehrsmarkt näher zusammen. So wollen wir mehr Reisende für die Schiene und den Fernbus gewinnen“, erklärt Huber. Bahn-Kunden können Tickets für den IC Bus einfach und bequem über alle gängigen Verkaufskanäle der Deutschen Bahn erwerben und sich so individuell das passende Reiseangebot zusammenstellen. Außerdem bekommen Bahncard-Inhaber auf Reisen mit dem IC Bus ihren üblichen Rabatt und auch Sparpreise bei Umsteigeverbindungen sind vorhanden. Fernbus und Bahn sollen somit nicht länger zwei getrennte Einheiten darstellen. Stattdessen wird der IC Bus als eine Art „Zug auf der Straße“ betrachtet.
Mit dem Wegfall der Marke Berlin Linien Bus wird sich der deutsche Fernbus-Markt weiter konsolidieren. So ist es wahrscheinlich, dass der aktuelle Marktführer FlixBus seinen Marktanteil innerhalb Deutschlands weiter ausbauen kann. Dieser beläuft sich derzeit bereits auf über 70 Prozent, was vor allem aus Zukäufen resultiert. Im Jahr 2015 übernahm FlixBus das Geschäft des Konkurrenten MeinFernbus und Ende Juni 2016 erwarb das Unternehmen die kontinentaleuropäischen Strecken des britischen Anbieters megabus. Vergangenen Monat wurde zusätzlich bekannt, dass FlixBus ab November 2016 auch die Routen von Postbus betreiben wird und die gelben Busse infolgedessen von den Straßen verschwinden werden.
Diesen Beitrag teilen: