Als der Fernbus-Markt in Frankreich im Sommer 2015 liberalisiert wurde, sahen Experten in der neuen günstigen Reisealternative vor allem eine Konkurrenz für BlaBlaCar, Frankreichs Big Player im Mobilitätssektor. Die Carpooling-Plattform, die 2006 gegründet wurde, ist mittlerweile in 22 Ländern weltweit vertreten und zählt etwa 65 Millionen Mitglieder. Nachdem das erfolgreiche Unternehmen die Entwicklung auf dem französischen Fernbus-Markt ein paar Jahre aus der Distanz beobachtet hat, will BlaBlaCar nun selbst ins Busgeschäft einsteigen: Der französischen Staatsbahn SNCF läge bereits ein Angebot für deren Fernbus-Sparte OUIBUS vor.
Dabei will BlaBlaCar künftig nicht nur den Betrieb von OUIBUS übernehmen, sondern auch eine Kooperation mit der SNCF anstreben. Diese unterstützt den Carpooling-Anbieter und will als Teil des Deals gemeinsam mit anderen Geldgebern rund 101 Millionen Euro in das Unternehmen investieren. So ergibt sich in Frankreich eine Dreieckskonstellation aus Bus, Bahn und Mitfahrgelegenheit, die zeitgemäße Tür-zu-Tür-Mobilität ermöglichen soll. „Dieses Projekt passt perfekt in unsere Version, eine geteilte, komfortable und erschwingliche Mobilitätslösung anzubieten und gleichzeitig die Umweltbelastung durch den Straßenverkehr zu reduzieren“, so Frédéric Mazzella, Präsident und Gründer von BlaBlaCar.
Dass Besucher der Website von BlaBlaCar durchaus nicht nur nach günstigen Mitfahrgelegenheiten suchen, sondern auch Busreisen in Erwägung ziehen, hat das Unternehmen bereits herausgefunden. Schon seit den Bahnstreiks vor einigen Monaten hatte BlaBlaCar einzelne freie Plätze in Fernbussen vermittelt – darunter auch in den Bussen von OUIBUS. Dass das Vorhaben dennoch mit finanziellen Risiken verbunden ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Während BlaBlaCar selbst an der Schwelle zur Profitabilität steht, schreibt OUIBUS aktuell rote Zahlen.
Und auch die internationale Konkurrenz schläft nicht: Mit FlixBus und der Deutschen Bahn setzen bereits zwei deutsche Unternehmen auf intermodales Reisen. Während FlixBus seit einigen Monaten auch unter dem Namen FlixTrain auf Schienen unterwegs ist, ist die Deutsche Bahn mit IC Bus auf dem Fernbus-Markt vertreten. Mit der App Qixxit geht die Bahn sogar noch einen Schritt weiter und kombiniert Fernbus-, Bahn- und Flugreisen – bisher allerdings mit mäßigem Erfolg.
Diesen Beitrag teilen: