„Nächste Haltestelle: Hollywood!“ So oder so ähnlich könnten schon bald die Durchsagen in den grünen Bussen von FlixBus lauten, denn der Anbieter expandiert erstmals nach Übersee. Ein kleines Team befindet sich bereits im kalifornischen Los Angeles, um die Lage zu sondieren. Koordiniert wird die Expansion von Pierre Gourdain, der zuvor für die erfolgreiche Etablierung von FlixBus in Frankreich zuständig war. Wie gehabt will FlixBus auch in Amerika nicht auf eigene Busse setzen und stattdessen nach europäischem Vorbild mit regionalen, mittelständischen Busunternehmen zusammenarbeiten. Bereits im Sommer nächsten Jahres sollen die Startschüsse für die ersten US-amerikanischen Routen fallen.
FlixBus zufolge tut die junge Konkurrenz dem etablierten amerikanischen Fernbus gut. Neben megabus wird dieser vor allem vom Traditionsunternehmen Greyhound Bus Lines dominiert, das bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert Busfahrten durch ganz Amerika anbietet. Rund 18 Millionen Fahrgäste konnte der Fernbus-Riese im abgelaufenen Geschäftsjahr begrüßen. Während die Zahl auf den ersten Blick beachtlich wirkt, erscheint sie doch in Relation zu den 323 Millionen Einwohnern Amerikas vergleichsweise gering. Das liegt darin, dass der Fernverkehr in Amerika bisher weitestgehend von Inlandsflügen und vor allem von Reisen mit dem eigenen Pkw geprägt ist.
Nichtsdestotrotz ist FlixBus zuversichtlich und betont, dass der Zeitpunkt für den Markteintritt durchaus günstig ist. „Auf dem amerikanischen Mobilitätsmarkt findet derzeit ein signifikanter Wandel statt – öffentliche Verkehrsmittel und nachhaltiges Reisen gewinnen zunehmend an Bedeutung. FlixBus will Teil dieser Veränderung sein und als preiswerte und umweltfreundliche Mobilitätsalternative bald amerikanische Fahrgäste begrüßen“, erklärt André Schwämmlein, FlixBus-Gründer und Geschäftsführer. Dabei blickt FlixBus auch auf moderne und innovative Start-ups wie Lyft und Uber, die den US-Markt in Windeseile erobern konnten. Dies zeigt, dass Amerikaner neuen Mobilitätsalternativen gegenüber aufgeschlossen sind.
Während FlixBus in vielen europäischen Ländern wie Deutschland und Frankreich einer der Vorreiter auf dem noch jungen Fernbus-Markt war, muss sich der Anbieter in den USA starker Konkurrenz stellen. Punkten will FlixBus dabei vor allem in Sachen Service, denn der Fernbus genießt in den USA einen vergleichsweise schlechten Ruf. Dies führt FlixBus vor allem auf die Nachlässigkeit von Greyhound und Co. zurück: „Sie gehen nicht auf ihre Kunden ein“, so FlixBus-Innovationschef Daniel Krauss gegenüber dem Online-Magazin Gründerszene. Saubere Busse mit modernen Annehmlichkeiten wie kostenlosem WLAN sollen dem amerikanischen Busmarkt nun wieder Auftrieb verleihen.
Mehr Investorengeld benötigt FlixBus für die US-Expansion nicht und auch ein möglicher Börsengang wird weiterhin verneint. Stattdessen will FlixBus die Stabilität des europäischen Marktes als Grundlage für das Übersee-Abenteuer nutzen. Um im Kerngeschäft nicht auf der Stelle zu treten, hat FlixBus bereits angekündigt, im kommenden Jahr neue Linien nach Skandinavien eröffnen und rund 180 zusätzliche Ziele im deutschsprachigen Raum in die Fahrpläne aufnehmen zu wollen. Dabei soll es sich nicht nur um mehr Halte in bereits angesteuerten Metropolen handeln, sondern auch um gänzlich neue Destinationen im ländlichen Raum. Bisherige Lücken im deutschen Streckennetz will man 2018 füllen.
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