Zwei Fernbus-Anbieter werden am 1. November 2016 von Deutschlands Straßen verschwinden: Mit Berlin Linien Bus verabschiedet sich eine der beiden Fernbus-Töchter der Deutschen Bahn und das Geschäft des Fernbus-Anbieters Postbus wird künftig von FlixBus weitergeführt. Dennoch herrscht vorerst kein Stillstand auf dem deutschen Fernbus-Markt. Die Konkurrenz unterschiedlicher Verkehrsträger und verbleibender Fernbus-Anbieter sorgt weiterhin für ein vielfältiges Angebot und günstige Tickets.
Berlin Linien Bus stellt Betrieb ein
Schon seit einiger Zeit betrachtete die Deutsche Bahn das hauseigene Fernbus-Geschäft mit Argwohn. Rund 15 Millionen Euro Verlust bei nur 30 Millionen Euro Umsatz schienen wenig erfolgversprechend, weshalb Bahn-Chef Rüdiger Grube das Fernbus-Geschäft zuletzt als „Blödsinn“ bezeichnete und bereits ankündigte, es überarbeiten zu wollen. Zwar konnte die Bahn-Tochter Berlin Linien Bus im laufenden Jahr ihren Marktanteil laut einer IGES-Studie von 9 auf 14 Prozent ausbauen, dennoch wurde Mitte September bekanntgegeben, dass der Betrieb eingestellt wird. Zunächst sollten die Routen von Berlin Linien Bus noch bis Ende des Jahres angeboten werden, vor Kurzem wurde nun aber bekannt, dass die letzte Fahrt bereits am 31. Oktober 2016 stattfinden wird.
Wichtige Informationen für Berlin Linien Bus-KundenLetzter Betriebstag: 31. Oktober 2016 Einige Routen werden von IC Bus übernommen Das Restguthaben von Gutscheinen wird ausbezahlt (Ausnahme: Gewinnspiel-Gutscheine) |
Von der Betriebseinstellung sind rund 80 Mitarbeiter betroffen, denen laut Aussagen des Unternehmens jeweils „individuelle Perspektiven“ angeboten wurden. Auf die Busfahrer selbst wirkt sich das Ende von Berlin Linien Bus nicht direkt aus, da diese bei den Subunternehmen des Fernbus-Anbieters angestellt sind. Fahrgäste, die noch einen käuflich erworbenen Wertgutschein oder einen Gutschein aus einer Stornierung besitzen, können sich das Restguthaben auszahlen lassen. Dazu müssen der Gutschein-Code sowie die Kontakt- und Bankdaten des Fahrgastes per Mail an Berlin Linien Bus geschickt werden.
Die Deutsche Bahn zieht sich damit jedoch nicht vollständig vom Fernbus-Markt zurück. Das Tochterunternehmen IC Bus bietet weiterhin nationale und internationale Verbindungen an. Ausgewählte Berlin Linien Bus-Strecken sollen künftig in die Fahrpläne von IC Bus integriert werden, wobei dies hauptsächlich Ziele von touristischem Interesse und beliebte grenzüberschreitende Verbindungen betrifft. Als Beispiele wurden die Routen Berlin-Usedom, Hamburg-Bremen-Amsterdam und Berlin-Hamburg-Kopenhagen genannt.
FlixBus übernimmt Postbus
Anfang August wurde die Übernahme von Postbus durch den deutschen Marktführer FlixBus bekanntgegeben, die Anfang November in Kraft treten wird. Mit Ausnahme von Flughafentransfers zum Münchner Airport, die auf nationalen Verbindungen noch bis zum 14. Dezember 2016 und auf internationalen Routen bis zum 11. Januar 2017 von Postbus selbst gefahren werden, verschwinden die gelben Busse somit von Deutschlands Straßen.
Wichtige Informationen für Postbus-KundenLetzter Betriebstag: 31. Oktober 2016 (Ausnahme: Verbindungen von/nach München Airport) Postbus-Karten verfallen: Wer noch eine Postbus-Karte mit Restlaufzeit besitzt, kann sich diese auszahlen oder in Form von höherwertigen Gutscheinen vergüten lassen. Käuflich erworbene Postbus-Gutscheine oder Guthaben aus Stornierungen werden nach dem 1. November 2016 auch von FlixBus anerkannt. Vorteile für ADAC-Kunden entfallen. |
Als wichtiger Grund für den Zusammenschluss wurden vor allem die zwei unterschiedlichen Zielgruppen der beiden Fernbus-Anbieter genannt. Während sich FlixBus an ein junges Publikum wendet, spricht Postbus vermehrt ältere Reisende an, die weniger online-affin sind. Um Letzteren entgegenzukommen, werden FlixBus-Gutscheine künftig in den Filialen der Deutschen Post verfügbar sein. Vom 21. November bis zum 15. Dezember 2016 wird es die Gutscheine sogar zum günstigen Pauschalpreis von 9,99 Euro geben. Diese sind auf allen Strecken von FlixBus gültig und können für Reisen zwischen dem 9. Januar und dem 31. März 2017 genutzt werden.
Welche ehemaligen Postbus-Strecken schließlich in die Fahrpläne von FlixBus integriert werden und welche eingestellt werden, ist bisher unklar. Bei der Zusammenlegung der Fahrpläne soll vor allem darauf geachtet werden, parallele Abfahrten zu vermeiden und die Auslastung in den Bussen zu optimieren. So können Tickets weiterhin zum günstigen Preis angeboten werden.
FlixBus: Trotz Aus für Berlin Linien Bus und Postbus keine Monopolstellung
Mit mehr als 80 Prozent Marktanteil ist FlixBus der unangefochtene Marktführer in Deutschland. Allerdings wird der Wegfall von Berlin Linien Bus und die Übernahme von Postbus nicht in signifikanten Preiserhöhungen resultieren, da FlixBus weiterhin in Konkurrenz zu anderen Verkehrsträgern steht. Gerade die Deutsche Bahn, die im laufenden Jahr immer wieder mit günstigen Spartickets auftrumpfte sowie die preiswerten Angebote der Mitfahrzentralen halten die Preise auf einem niedrigen Niveau.
Zusätzlich dazu sieht sich FlixBus auch weiterhin mit Konkurrenten aus der Fernbus-Branche konfrontiert. Im Süd-Westen der Republik unterhält der Fernbus-Pionier DeinBus.de Routen und ergänzte seine Fahrpläne erst kürzlich um Direktverbindungen nach Paris. Der österreichische Fernbus-Anbieter Hellö, der erst seit Kurzem auf dem Markt aktiv ist, bietet unterdessen nicht nur grenzüberschreitende Routen, sondern auch zahlreiche günstige Verbindungen innerhalb Deutschlands an. Mit Student Agency / Regiojet mischt auch ein großer tschechischer Anbieter auf dem deutschen Fernbus-Markt mit.
Während FlixBus innerhalb Deutschlands zwar die Pole Position hält, gibt es international noch immer potente und vor allem erfahrene Konkurrenten. Gerade Eurolines ist hier nennenswert: Als internationaler Verband mit mehr als 30 Busunternehmen bietet Eurolines aktuell noch immer mehr grenzüberschreitende Verbindungen als FlixBus. So geht es mit den Fernbussen von Eurolines beispielsweise direkt von München nach Istanbul oder von Frankfurt nach Madrid.
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