Streiks, Orkantiefs und Fernbusse: Dies sind die drei Faktoren, die bei der Deutschen Bahn laut eigenen Aussagen des Staatskonzerns im vergangenen Jahr zu deutlichen Umsatzeinbußen führten. Allein die Fernbusse verursachten 2014 sinkende Fahrgastzahlen im Fernverkehr der Deutschen Bahn und führten so zu einem Gewinnverlust von 120 Millionen Euro. Um im laufenden Jahr nicht erneut das selbstgesteckte Gewinnziel zu verpassen, will die Bahn das eigene Fernverkehrsangebot umstrukturieren. Beim Neujahrsempfang, der vergangene Woche in Berlin stattfand, kündigte Rüdiger Grube, Chef der Deutsche Bahn AG, für kommenden März die Präsentation eines neuen Fernverkehr-Konzepts an. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hält dies für dringend nötig und bescheinigt den Fernbussen anhaltenden Erfolg. Er erwartet in Zukunft jährlich 25 Millionen Fernbus-Reisende, was gegenüber den 19,6 Millionen Fahrgästen aus dem vergangenen Jahr erneut ein markantes Plus darstellt.
Laut Dobrindt waren etwa 30 bis 40 Prozent der Fernbus-Reisenden zuvor Kunden der Deutschen Bahn und um diese wieder zurück in den Zug zu locken, muss die DB sowohl an der Fernverkehrsstrategie arbeiten, als auch den Service optimieren. Der Verkehrsminister schlägt zum einen vor, den Fernverkehr auf der Schiene und auf der Straße besser miteinander in Einklang zu bringen, um so die Kunden nachhaltig an das Unternehmen zu binden. Bezüglich des Serviceangebots legt Dobrindt der Deutschen Bahn nahe, sich besser an die Anforderungen des digitalen Zeitalters anzupassen und kostenfreies WLAN in allen Zügen des Fern-, Regional- und Nahverkehrs anzubieten. Bisher ist dieses Angebot Fahrgästen der ersten Klasse im ICE vorenthalten. Erst im Jahr 2016 soll der kabellose Internetzugang auch für die zweite Klasse verfügbar sein. In dieser Hinsicht ist die Fernbus-Konkurrenz der Deutschen Bahn deutlich voraus, denn gratis WLAN gehört in den meisten Fernbussen zum Standard. Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer betont den Service-Vorsprung der Busse und gibt zu Bedenken, dass Kunden die hohe Qualität der Fernbusse bereits erkannt hätten.
Rund 300 offiziell genehmigte Fernbuslinien stehen Fahrgästen aktuell laut einer Erhebung des Bundesamtes für Güterverkehr zu Verfügung. Neben zahlreichen kleineren Zielen, beispielsweise in touristischen Regionen wie dem Harz oder an der Küste, machen die Fernbusse vor allem in den Großstädten der Bundesrepublik halt. In Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln oder München haben Reisende die Wahl zwischen mehr als 1.000 Abfahrten pro Woche. In Berlin, der Hauptstadt der Fernbusse, stehen wöchentlich sogar über 3.000 Abfahrten zur Verfügung.
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